Isar Philharmonie München
Herbstkonzert 2024
Sonntag 22.09.2024 18:00 Uhr, Stadthalle Deggendorf
Programm
Léo Delibes: Le roi s’amuse: airs de danse dans le style ancien (6 piece)
Pjotr I. Tschaikowski: Valse-Scherzo op. 34
Camille Saint-Saëns: Introduction et Rondo capriccioso op. 28
Ludwig v. Beethoven: Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21
Solist: Tassilo Probst, Violine
Isar Philharmonie München
Leitung: Olivier Tardy
Musici
Olivier Tardy
Der gebürtige Franzose Olivier Tardy wird als Dirigent und
vielseitiger Künstler hoch geschätzt. Regelmäßig steht er am
Pult der Münchner Symphoniker, der Stuttgarter Philharmoniker
und des Georgischen Kammerorchesters Ingolstadt. Weitere
Einladungen erhielt er z.B. vom MDR-Sinfonieorchester, von der Prague Philharmonia, vom
Orchestre Philharmonique de Nice und von den Brandenburger Symphonikern, deren Erster
Gastdirigent er war. Eng verbunden ist er auch dem Münchner Rundfunkorchester, mit dem er zuletzt
in Kooperation mit der Theaterakademie August Everding eine zeitgenössische Oper zur Aufführung
brachte. Beim Projekt Klasse Klassik leitete er mehrfach die Probenphasen der Schulorchester und
dirigiert nun erstmals das Abschlusskonzert. Überhaupt liegt Olivier Tardy – seit 1996 Soloflötist an
der Bayerischen Staatsoper – die musikalische Jugendarbeit sehr am Herzen. Dazu kommen
Musiktheater- und Konzertprojekte unterschiedlichster Art.
Tassilo Probst
Tassilo Probst wurde im Juli 2002 in München in eine musikinteressierte Familie geboren.
Seinen ersten Geigenunterricht erhielt er im Alter von 4 Jahren nach der Suzuki Methode. Bereits in
sehr jungen Jahren konzertierte er u.a. gemeinsam mit seinem Bruder und Vater auf dem
Petersplatz in Rom bei einer Audienz von Papst Benedikt XVI.
Geprägt wurde er von seinem Privatlehrer, Freund und Mentor Prof. David Frühwirth. So wurde er
mit 12 Jahren Jungstudent an der Hochschule für Musik und Theater München und schloss dort sein
Bachelorstudium mit 19 Jahren ab. Derzeit studiert er im Master-Studiengang bei Prof. Linus Roth
am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg.
14-jährig debütierte er mit dem Glasunow Violinkonzert mit der Philharmonie Bad Reichenhall unter
der Leitung von Generalmusikdirektor Christian Simonis und wurde daraufhin mehrfach vom
Orchester für weitere Projekte als Solist eingeladen. Mit gerade 16 Jahren spielte er Tschaikowskys
Violinkonzert im Herkulessaal der Residenz München und in der Serie „Junge Stars in Fürstenfeld“
mit der Neuen Philharmonie München unter der Leitung von Fuad Ibrahimov.
Als Solist konzertierte er bereits mit namhaften Orchestern wie dem Georg Enescu Philharmonic
Orchestra Bukarest, der NFM Breslau Philharmonic, dem Litauischen Chamber Orchestra, dem
Zürcher Kammerorchester, dem Konzerthausorchester Berlin, der Jenaer Philharmonie, dem
Philharmonischen Orchester der Stadt Trier, dem Bach Collegium München, dem Göttinger
Symphonie Orchester, der Südwestdeutschen Philharmonie, der Bayerischen Philharmonie und
vielen mehr.
Er erspielte sich in den letzten 10 Jahren zahlreiche Preise verschiedener deutscher und
internationaler Wettbewerbe sowie mehrere Stipendien. Im Jahr 2023 wurde er mit seinem
gleichaltrigen Duo-Partner am Klavier, Maxim Lando (USA), in der Kategorie Kammermusik als
bisher jüngster Preisträger mit dem „International Classical Music Award“ ausgezeichnet und für den
renommierten OPUS KLASSIK Preis nominiert. Im September 2023 wurde ihm das „Elsie Kühn-
Leitz-Stipendium“ der Kulturgemeinschaft Wetzlar verliehen. Der „Preis der Deutschen Schallplatten
Kritik“ nominierte im Januar 2024 die CD „Weinberg“ des Jewish Chamber Orchestra Munich mit den
Solisten Wen-Sinn Yang und Tassilo Probst unter dem Dirigat von Daniel Grossmann für die
„Bestenliste“. Tassilo Probst wurde zudem mit einem Stipendium der internationalen Orpheum
Stiftung zur Förderung junger Solisten 2024 ausgezeichnet.
Seit Januar 2023 spielt er auf einem Neubau der „Abergavenny“ Antonio Stradivari (1724) von
Florian Leonhard Fine Violins London.
Isar Philharmonie München
Die Isar Philharmonie München ist ein Sinfonieorchester, in dem ambitionierte und
versierte Laienmusiker:innen gemeinsam mit professionellen Musiker:innen aus den
großen Münchner Orchestern proben und konzertieren. Die Programme werden in
Projektphasen erarbeitet.
Besonders die Musiker des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks
unterstützen die außergewöhnliche Idee des gemeinsamen Musizierens.
Bei der Auswahl der Solist:innen legen wir, neben dem Engagement etablierter
Musiker:innen, besonderen Wert darauf, junge Talente zu fördern. Zu den international
renommierten Namen, die als Solisten mit der Isar Philharmonie München konzertiert
haben, zählen Maximilian Hornung, Ingolf Turban, Raphaela Gromes, Carsten Duffin,
Radoslaw Szulc, Francois Leleux und viele andere.
Seit Mai 2021 teilen wir unseren Orchesternamen „Isar Philharmonie“ mit dem
Konzertsaal „Isarphilharmonie“ im Gasteig HP 8, Schauplatz für vielfältige kulturelle
Veranstaltungen aus der ganzen Welt.
Der Zusammenhalt unter den Mitgliedern wird durch private und öffentliche
kammermusikalische Aktivitäten, wie z.B. im Rahmen der sog. „Brotkonzerte“ in der
Christuskirche in Prien gepflegt. Unser Orchester ist ein eingetragener, gemeinnütziger
Verein.
Programm
Delibes
Le roi s’amuse: airs de danse dans le style ancien (6 piece)
Schon als Zwölfjähriger besuchte Léo Delibes das Pariser Konservatorium und arbeitete zunächst
als Korrepetitor, Organist und Chordirektor an der Pariser Oper. Für die Komponistenlaufbahn
entschied er sich eher zufällig, als man ihn 1866 mit der Komposition eines Balletts, im 19.
Jahrhundert wichtiger Bestandteil der Oper, beauftragte. In den folgenden Jahren entstanden nicht
weniger als 25 Opern, zahlreiche Ballette sowie eine Vielzahl an Chorwerken, allerdings stellte er
das Komponieren, ironischerweise mit der Übernahme der Professur für Kompositionslehre am
Pariser Konservatorium 1881, nahezu komplett ein. Dem breiten Publikum sind vor allem zwei
Werke bekannt, die sogenannte “Glöckchenarie” aus seiner Oper Lakmé sowie ein Walzer aus dem
Ballet Coppelia. Der Rest seiner von eingängigen Melodien und brillanter Rhythmik geprägten Musik
ist heutzutage nahezu unbekannt.
Die Komposition Le Roi s’amuse (Der König vergnügt sich) war vermutlich zunächst die
Schauspielmusik zu Victor Hugos gleichnamigem Theaterstück, auf dem auch das Libretto zu
Giuseppe Verdis Oper Rigoletto beruht.
Passend zur im 16. Jahrhundert spielenden Handlung stellt Delibes sein Wissen über den
musikalischen Stil der französischen Renaissance unter Beweis. Er kombiniert in seiner kleinen
Suite die Hoftänze Pavane, Gaillarde und Passepied mit freieren Formen wie dem Madrigal oder der
Scène du bouquet. Die Musiksprache der damaligen Zeit ist verblüffend getroffen, allerdings in
zeitgemäßem Kontext: in der Orchestrierung, der Gestaltung der Begleitfiguren und einigen
melodischen Wendungen erkennt man den versierten Ballettkomponisten des 19. Jahrhunderts, der
der höfischen Musik der Renaissance ein charmantes Denkmal setzt.
Saint-Saëns - Rondo Capriccioso (1835-1921)
“Introduction et Rondo Capriccioso” für Violine und Orchester, op. 28 - Andante Malinconico
Im Jahr 1859 begegneten sich in Paris erstmals der 15-jährige angehende Geigenstar Pablo de
Sarasate und der Komponist Camille Saint-Saëns. Kaum 25 Jahre alt, hatte dieser sich bereits als
Pianist, Organist sowie mit einer Reihe elegant-klassizistischer, durch Brillanz und Virtuosität
gekennzeichneter Kompositionen einen Namen gemacht, sodass Sarasates Auftrag an Saint-Saëns,
für ihn ein Violinkonzert zu schreiben, beiden Künstlern zur Ehre gereichte. Diesem Werk (Saint-
Saëns´ Opus 20) ließ der Komponist 1863 eine weitere Sarasate gewidmete Komposition folgen, die
seither als ein Paradepferd aller großen Violinvirtuosen zu zählen ist: Introduction et Rondo
capriccioso op. 28.
In der langsamen Einleitung singt die Violine eine liebliche, klagende Melodie, deren Mangel an
Leidenschaft viel über Saint-Saëns' kühle, elegante Ausdruckskraft aussagt; im Rondo Capriccioso
verbinden sich Schwung, Virtuosität und Klangfülle auf seine wirkungsvollste Weise.
Der “spanische Stil", in dem der Komponist das Stück schrieb, äußert sich in der Verwendung
typischer Elemente aus der spanischen Volksmusik. Dazu zählen beispielsweise der melodische
Quartfall, sowie sich rhythmisch wiederholende Akkorde.
Tschaikowsky - Valse Scherzo: (1840-1893)
Valse-Scherzo in C-Dur, op. 34
Seine berühmte Schüchternheit legte Tschaikowsky nur ab, wenn er mit seinen Schülern vom
Konservatorium zusammen war, worunter sich auch etliche Geiger befanden. Für keinen anderen
konnte er sich so begeistern wie für Josef Kotek (1855-1885). Im Frühjahr 1877 verliebte sich
Tschaikowsky leidenschaftlich in den jungen Mann, wovon sein Valse-Scherzo für Violine und Klavier
beredtes Zeugnis ablegt. Er hat es Kotek gewidmet.
Wie aus den erhaltenen Briefen Koteks an Tschaikowsky hervorgeht, ist die Fassung für Klavier und
Violine die Authentische. Die spätere Version mit Orchesterbegleitung geht im Wesentlichen auf
Kotek zurück.
Beethoven
Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21
„Wenn der Deutsche von Symphonien spricht, so spricht er von Beethoven“, so bemerkte Robert
Schumann einmal, und tatsächlich setzte Ludwig van Beethoven mit seinen neun Symphonien
bisher unerreichte Standards, an welchen sich alle nachfolgenden Komponisten messen lassen
mussten. Jedoch war auch der Weg des großen Symphonikers hin zu seinem ersten Werk dieser
Gattung steinig und beschwerlich – schließlich hatte auch er mit Wolfgang Amadeus Mozart und vor
allem Joseph Haydn große Vorbilder, denen er genügen und die er womöglich übertreffen wollte.
Einen ersten Versuch unternahm Beethoven bereits als Sechzehnjähriger, es sollte jedoch noch
einiger Anläufe und weiterer 14 Jahre bedürfen, ehe er Anfang des Jahres 1800 seine Symphonie
Nr. 1 in C-Dur op. 21 vollendete, welche am 2. April des gleichen Jahres im Wiener Burgtheater im
Rahmen einer sogenannten „Musikalischen Akademie“ unter der Leitung des Komponisten zur
Uraufführung gelangte. Mit einem dissonanten Akkord beginnt Beethoven seine erste Symphonie;
auch wenn die viersätzige Anlage des Werks sich deutlich auf Haydns Londoner Symphonien
rückbezieht, so kündigt sich doch gleich mit dem ersten Ton unüberhörbar an, dass hier ein neues
Kapitel der Musikgeschichte aufgeschlagen wird. Der Neubeginn ist Suche – über mehrere Tonarten
und diverse Septakkorde hinweg lässt Beethoven sich Zeit, bis die Musik mit dem ersten Thema
endlich die Ziel- und Haupttonart C-Dur erreicht. Der erste Satz, von seiner Struktur ein typischer
Kopfsatz, kontrastiert ein energisches Hauptthema voller federnder Punktierungen mit einem
ruhigeren Seitenthema in damals neuartiger durchbrochener Instrumentation – die melodieführenden
Instrumente wechseln sich in rascher Folge über die Instrumentengruppen hinweg ab. Von einem für
seine Zeit ungewöhnlich breiten klanglichen Farb- und Stimmungsspektrum geprägt zeigt sich der
langsame Satz der Symphonie. Zwar von kantablem Charakter und eher verhaltener Dynamik,
erweist sich der Gesamtausdruck des Satzes als heiter und stellenweise fast tänzerisch. Der dritte
Satz ist zwar mit dem traditionell üblichen Titel „Menuetto“ überschrieben, stellt jedoch mit seinem
schnellen ganztaktigen rhythmischen Pulsieren, den unregelmäßigen Betonungen und den
überraschenden Wechseln der Dynamik bereits unzweifelhaft ein typisch Beethoven’sches Scherzo
dar. Wie der Erste beginnt auch der vierte Satz mit einer langsamen Einleitung, in welcher sich die
Violinen fast zaghaft eine Tonleiter hinauftasten, ehe nach kurzem Innehalten das Finale voller
Energie und Lebensfreude losstürmt und schließlich in wiederholten Tutti-Schlägen des gesamten
Orchesters kulminiert. Bei aller noch erkennbaren symphonischen Tradition ist in Beethovens erster
Symphonie bereits eine persönliche, neue und mutige Ausdrucksweise spürbar, welche auf seine
späteren symphonischen Werke vorausweist – Vollendung des musikalischen Erbes und Neubeginn
zeigen sich in seinem symphonischen Erstling zu einer untrennbaren Einheit verwoben.
Texte: Copyright Anna Schmidt und Claudia Jendrewski
Isarphilharmonie